Konzert am „Unerhörten Ort“ in Mukran

Normalerweise eine Backstube, für einen Tag ein Konzertsaal

Wie unsere Backstube zum Konzertsaal des Festspielfrühlings wurde und das Bäckerhandwerk mit dem Klavierspiel des Solisten Jaques Amman eine ungewöhnliche, sinnliche Symbiose einging.

Lange haben wir auf diesen Tag gewartet, nachdem das Konzert im März 2020 kurzfristig abgesagt werden musste, weil uns die Pandemie überholte. Am Vormittag des 21. März 2022, nachdem die Nachtschicht die letzten Brote und Brötchen aus den Öfen geholt hatte, verwandelte sich unsere wohltemperierte Backhalle Stück für Stück in einen Konzertsaal.
 
Wie das aussehen würde, hatte das Team des Festspielfrühlings natürlich vorher mit uns besprochen. Die Metamorphose des gewohnten, täglichen Arbeitsortes dann tatsächlich zu erleben, war jedoch etwas Besonderes.
 
Plötzlich stand da ein Konzertflügel von Steinway vor den Öfen, schwebten Klavierklänge durch die Backstube. Als der Pianist sich einspielte, die ersten Strahlen der Frühlingssonne durch die großen Fenster in die noch menschenleere Halle fielen, während unser Team letzte Hand an die Festspieltörtchen anlegte und das Café vorbereitete, entstand eine ganz eigene Stimmung.
 

Filigranes Konditorenhandwerk: Jedes Törtchen erhält einen aus Zucker gegossenen Dirigentenschwung.

 
Zur Feier des Tages haben wir Trüffel-Himbeer-Törtchen kreiert, die die Konzertgäste exklusiv an diesem Tag genießen konnten.
 
Jedes Törtchen zierte ein von Hand aus Zucker gegossener Dirigentenschwung, das Logo der Festspiele.
 
100 erwartungsfrohe Gäste strömten um die Mittagszeit zuerst in unser Café am Fährhafen Mukran und nahmen dann ihre Plätze in unserer Backstube nebenan ein, um dem Spiel des chilenischen Solisten Jaques Ammon zu lauschen.
 
Am „Unerhörten Ort“ spielte er Brahms, Chopin, Auszüge der Chick Corea’s Children’s Songs und riss die Zuschauer mit seiner Interpretation des Nuevo Tango mit.
 

Ursula Haselböck, Intendantin der Festspiele MV, mit dem Gastgeber, Bäckermeister Nils Peters.

 
Vor über zwei Jahren hatte ein Filmteam unsere Arbeit in der Backstube eine ganze Nacht lang begleitet. Das Ergebnis, eine multimediale, sinnliche Hommage an unser Handwerk, bekamen auch wir erst jetzt zu Gesicht.
 
In detailverliebten Aufnahmen, aus oft ungewöhnlichen Blickwinkeln, hat die Kamera zum Beispiel eingefangen wie die Getreidekörner in die Mühle rieseln und vermahlen werden. Wie Dampf aus dem Ofen tritt, wenn wir die Backwaren herausholen. Wie flinke Hände Brötchen formen. Den Anker in unsere Matrosenbrote brennen. Auf der Leinwand oberhalb des Flügels tanzten die Stummfilmbilder im Rythmus des Klavierspiels, perfekt choreografiert.
 
Jaques Ammon wurde vom Publikum frenetisch gefeiert und auch unser Handwerk erstrahlte an diesem Tag in einem besonderen Licht.
 

Phantastisches Frühlingswetter, tolles Team am Fährhafen Mukran.