In Bergen wurde ja letzten Sommer die erste „kleinste Filiale“ eröffnet.
Genau. Wir haben hinter der Kasse, also im Einkaufsbereich des Edeka, ein eigenes Brotregal aufgestellt. Beim Supermarkteinkauf haben Kunden jetzt die Möglichkeit, direkt auch ein frisches, handwerklich gebackenes Brot mitzunehmen, in gewohnter Qualität wie in unseren Cafés. Es gibt uns zwar schon seit 55 Jahren, aber wir ruhen uns nicht auf unserer Tradition aus, sondern bleiben beweglich, entwickeln uns immer weiter. Und wir tauchen auch mal an Orten auf, an denen man uns nicht erwartet.
Zum Beispiel in Stralsund?
Das ist ein sehr schönes Beispiel. Mit Eröffnung unserer zweiten „kleinsten Filiale“ im Edeka Redmann Stralsund hat die Konditorei Bäckerei Peters nach 55 Jahren zum ersten Mal Festland betreten. Wir sind in der Vergangenheit oft gefragt worden: Warum gehen Sie denn nicht runter von der Insel? Warum bleiben Sie nur hier? Für uns gab es dafür bislang keine Veranlassung.
Und warum haben Sie sich nun doch für den Schritt aufs Festland entschieden?
Dass wir auch im Edeka Stralsund ein Brotregal aufgestellt haben, passte einfach zu unserer Idee der „kleinsten Filiale“. An unserer grundsätzlichen Haltung dazu, wie die Konditorei Bäckerei Peters wächst, ändert das aber nichts: Ein Unternehmen ist nicht rückwärts gewandt, nur weil es nicht nach „immer größer, immer mehr“ strebt. Das ist ja eine Erkenntnis, die sich in letzter Zeit immer mehr durchsetzt, und ich denke, wir sind ein positives Beispiel dafür.
Was bedeutet denn für Sie Wachstum?
Ein Unternehmen braucht eine gewisse Größe, um stabil zu bleiben. Die haben wir. Aber ich bin kein BWLer, ich bin vor allem Bäcker. Wir haben derzeit um die 110 Mitarbeiter und ich bin immer noch nah dran an den Menschen, die unsere Backwaren herstellen, die sie ausfahren, die sie in den Cafés verkaufen, die unsere Gäste bedienen. Ich bin bei der Entwicklung neuer Produkte in der Backstube dabei. Zu Stoßzeiten, etwa drei, vier Wochen im Jahr, habe ich auch noch selbst die Hände im Teig. Wir bleiben nicht stehen, wir wachsen solide – auch dank unserer starken Mannschaft. Wir entwickeln uns gerade auch an den vorhandenen Standorten weiter. Das haben unsere Mitarbeiter und die Standorte verdient.
Regionalität ist seit einigen Jahren ein großer Trend in der Gastronomie. Welche Rolle spielt das für die Konditorei Bäckerei Peters, die ja von je her in der Region verwurzelt ist?
Der Trend ist für uns vor allem eine schöne Bestätigung dessen, was wir im Grunde schon immer tun: Soweit das möglich ist, beziehen wir unsere Rohstoffe direkt von der Insel oder aus der Region – zum Beispiel unser Getreide, die Milch, den Rapshonig und das Salzwiesenheu für unsere Rügener Spezialitätenbrote. Zu DDR-Zeiten war es nicht nur völlig normal, dass viele Zutaten aus der Gegend kamen – damals gab es auf Rügen sogar noch drei Mühlen – wir mussten zum Teil auch kreativ werden, um sie überhaupt in ausreichender Menge zu bekommen. Meine Eltern sind in den Sommermonaten mit dem Trabi Kombi und Hänger durch die örtlichen Kleingartenanlagen gefahren, um Kirschen, Stachelbeeren, Erdbeeren zu kaufen. Und zu besonderen Anlässen haben uns Kunden auch schon mal eine Dose Ananas für ihre Wunsch-Torte über die Ladentheke gereicht.
Der Generationenwechsel von ihren Eltern, die den Betrieb 1964 gegründet haben, zu Ihnen hat bereits vor einigen Jahren stattgefunden. Was hat sich dadurch in der Konditorei Bäckerei Peters verändert?
Auf dem Papier hat der Generationenwechsel 2003 stattgefunden. Aber natürlich war das ein Prozess, der schon davor begonnen hat und den ich auch danach noch gemeinsam mit meinen Eltern gestaltet habe. Mein Vater ist 2010 gestorben, aber meine Mutter steht mir bis heute mit Erfahrung und Wissen beratend zur Seite. Sie ist sehr klug, sehr zurückhaltend und ein ganz wichtiges Korrektiv. In unserem betriebsamen Alltagsgeschäft ist sie es, die bei Entscheidungen Ruhe reinbringt und manchmal auch zur Geduld mahnt. Gleichzeitig ist sie unseren vielen neuen Ideen gegenüber sehr aufgeschlossen und trägt tatkräftig dazu bei, sie umzusetzen.
Womit wir wieder beim beweglich Bleiben wären.
Ja, und wir haben auch aktuell schon wieder einiges in Planung. In einem Jubiläumsjahr schaut man zwar gerne zurück auf das Erreichte. Noch lieber schauen wir aber nach vorne.
Dann schauen wir doch mal nach vorne: Was bringt denn die Zukunft?
Der Januar und Februar sind klassischerweise ruhige Monate für die Gastronomie auf Rügen. Wir nutzen diese Zeit, um uns intensiv mit der Produktneuentwicklung und -weiterentwicklung zu beschäftigen. Dabei sind zum Beispiel neue Varianten unseres beliebten Dinkelvollkornbrotes mit selbst gemahlenem Getreide von der Insel entstanden: In Kürze werden wir Das Dinkel auch mit in Honig gerösteten Walnüssen backen oder es mit frischer Buttermilch verfeinern. An einer weiteren Neuerung arbeiten wir gerade mit Hochdruck: In Mukran entsteht eine gläserne Eismanufaktur, in der wir ab dieser Saison Patisserie und Eis herstellen werden. Wir rennen dabei nicht dem italienischen Gedanken einer Eisdiele hinterher, sondern besinnen uns auf unsere Kompetenz als Konditorei. Klar wird es auch die klassische Kugel auf der Waffel geben, aber auch Eiskreationen, die vertraute und beliebte Geschmäcker aufgreifen und in unseren Cafés frisch zubereitet werden.
Eis-Patisserie, das klingt verlockend. Können Sie schon ein wenig konkreter werden?
Wir denken beim Kugeleis auf der Waffel zum Beispiel an Geschmacksrichtungen wie Apfelkuchen oder auch Sanddorn-Vanille-Meersalz. Und im Café könnte es zum Beispiel eine Eisvariante des Sahnerings geben, das ist eine unserer beliebtesten Torten.
Da kann der nächste heiße Sommer ja kommen!
Wir freuen uns auf ein spannendes Jahr, das vor uns liegt.